Reaktorbesuch im Kernkraftwerk Lubmin

Ich hatte schon vor einiger Zeit gelesen, dass man im Kernkraftwerk Lubmin einen Kernreaktor besichtigen kann. Da meine Frau und meine Tochter davon nicht so begeistert sind, gehen beide in den Tierpark Wolgast. Dies ist ein kleiner Tierpark – beide waren sehr begeistert als wir sie wieder abgeholt haben. Ich habe mir zusammen mit meinem Sohn das KKW angesehen.

Nun zum Kernkraftwerk. Das Kraftwerk ist das einzige Kernkraftwerk der DDR gewesen und sollte final aus 8 Reaktoren bestehen.

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Die Blöcke 1 – 4 waren seit den ´70er Jahren in Betrieb, die Blöcke 5 bis 8 wurden mit Beginn der 80´er Jahre gebaut. Block 5 war fertig und im Testbetrieb und nach der Wende der erste Kernreaktor Deutschlands der stillgelegt wurde. Reaktor 6 war kurz vor der Fertigstellung und deshalb noch nicht mit Brennelementen bestückt. So kann er heute besichtigt werden.

Das Kraftwerksgelände ist heute gekennzeichnet vom Abbau und der Entsorgung der Reaktoren 1 – 5. Dazu wurde auch ein Zwischenlager für radioaktiven Müll errichtet. Hier liegen in verschiedenen Hallen die alten Brennstäbe des Kraftwerkes, die Druckbehälter und weiterer radiaktiver Müll. Wenn möglich werden die Teile gereinigt und dann als Schrott weiterverkauft.

Direkt am Kraftwerk gibt es ein Informationszentrum in dem man sich über die Geschichte des Kraftwerkes und den Aufbau von Kernreaktoren informieren kann. Das folgende Bild zeigt z.B. ein  Modell des Druckbehälters.

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In diesem Informationszentrum starten auch die Besichtigungen des „Block 6“ des Kernkraftwerkes. Man muss sich für diese Besichtigung vorher anmelden und mindestens 14 Jahre alt sein. Vor Beginn der Führung muss man einen Ausweis vorlegen. Die Führung beginnt mit einem Vortrag über Kernenergie, das Kraftwerk Lubmin und den seit Jahren laufenden Abbau des Kraftwerkes. Wer hier eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Kernenergie erwartet ist mit Sicherheit bei der falschen Veranstaltung. Die Führung ist keine Werbeveranstaltung aber im grossen und ganzen Pro Kernenergie. Siehe dazu auch mein Fazit zu diesem Besuch.

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Die Bilder zeigen Block 5 (heller) und Block 6. Die Führung wird von ehemaligen Angestellten des Kraftwerkes durchgeführt. Es sind kleinere Gruppen (ca. 10 Leute) die auch noch von einem Sicherheitsmann begleitet werden. Das Reaktorgebäude wird durch einen früheren Notausgang betreten. Alles ist hier beklemmend eng, kleine Räume, lange schmale Gänge und überall dicke Wände mit stabilen Türen:

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Alles ist mit Rohleitungen und Technik vollgebaut. Laut Aussage unseres Tourguides sind 15% der Anlagen für die Energieerzeugung da, der Rest dient der Sicherheit. Als kleines Beispiel dazu sind mir die Anlagen zur Druckmessung aufgefallen. Das ganze Reaktorgebäude ist mit diesen kleinen Edelstahlrohren durchzogen. Diese Rohre leiten dann den Druck zu den Auswertestellen. Zur Sicherheit sind alle Anlagen drei !! mal vorhanden. Weiterhin wird eine Druckmessung immer mit drei Sensoren durchgeführt von denen mindestens 2 Sensoren das gleiche Ergebnis liefen müssen. Das Bild zeigt so einen Abzweig an einem Rohr – 3 Abzweige für jeweils 3 Sensoren – heisst also 9 Edelstahlrohre durch den gesamten Bau nur wegen einer Druckmessung.

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c_kleine_Rohre     c_geber_raum

Weiterhin sieht man einen von vielen Rohrleitungssträngen und den s.g. Geber Raum in dem die Drucksensoren verbaut waren. Diesen Raum gibt es 3 mal in diesem Gebäude. Das folgende Bild zeigt eine Neutronenmessanlage. Hier hat man mittels eines Seilzuges in der Betonummantelung des Druckbehälters Messsonden bewegt.

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Der eigentliche Reaktor ist in einem seperaten Bereich eingebaut. Dort hin kommt man nur über eine Sicherheitsschleuse. Hier auf dem Bild sind beide Türen offen – im Betrieb wurde natürlich immer nur eine Tür geöffnet.

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Hier kann man durch eine Wartungsluke in den Reaktorbereich sehen. Man befindet sich hier einige Meter über dem eigentlichen Druckbehälter. Im Inneren ist eine Kamera angebracht, so daß während der Führung die wichtigsten Elemente erläutert werden können.

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Die Führung dauerte fast 2h und war sehr interessant. Einige Bauteile – wie z.B. einige Dampferzeuger fehlten schon. Die wurden als Ersatzteile an noch betriebene Kraftwerke verkauft. Mein Fazit dazu gibt es hier.